Neulich ist uns über ein Antiquar ein Zeitzeugnis aus den 30iger Jahren des letzten Jahrhunderts zugegangen. Dabei handelt es sich um den Jahresbericht aus dem Schuljahr 1931/32 der Oberschule Dresden-Plauen. In diesem Jahresbericht sind mehrere Ereignisse in verschiedenen kleinen Artikeln festgehalten wurden. Der Artikel über den wir heute sprechen wurde vom damaligen Oberstudiendirektor Herr Dr. Forker verfasst und heißt Spielmannszug und Schülerkapelle.
Hier ist der Originaltext zu „Spielmannszug und Schülerkapelle“.
Man darf sagen, daß beide heute zur Tradition unserer Schule gehören. Namentlich vom Blasorchester gilt das, Spielmannszüge, auch sehr gut disziplinierte, haben eine Reihe anderer höherer Schulen in Dresden, mit der Kapelle stehen wir allein und unerreicht da. Der Unterzeichnete, der auftragsgemäß beide betreut, muß an dieser Stelle allen denen danken, die namentlich im vergagenen Jahre kräftig das Werk gefördert haben, dem Rektor der Anstalt, dem sich unsere Leute ins Herz eingespielt haben, der verehrten Elternschaft, die Mittel für Beschaffung der instrumente bewilligt hat, insbesondere Herrn Teuber, der als alter Militärmusiker hingebend und treu in Einzel- und Gesamtunterricht die Ausbildung der Schüler geführt hat, den Kollegen Buchheim und Herold, die als unsere Musiklehrer die Kapelle noch für andere Zwecke als nur die der Marschmusik schulen wollen, nicht zuletzt den Schülern selbst, die als Bläser und Spielleute mit Eifer und Freude bei der Sache sind. Die Sonderausbildung der letzteren liegt in den Händen zweier gefreiter vom I (Jäger-) Batallion des Infanterieregiments Nr.10. Wann und bei welchen Gelegenheiten ist nun das Blasorchester mit dem Spielmannszug hervorgetreten? Vergangenes Jahr wie dieses Jahr hat es die fröhliche Marschkolonne der Eltern und Schüler mit munteren Klängen hinausgeführt auf unsere „Goldene Höhe“ zum Johannisfest. Draußen ist fleißig ausgespielt worden, auch zu frohem Tanz. Zum Flammenlied und zum Deutschlandlid ward schön begleitet. Ein großer Zuhörerkreis hatte zum letzten Schulball im großen Ausstellungssaal seine Freude an den schmissigen Märchen. Eine echt „oberbayrische Gaudi“ war es, als beim Sepplfest im Februar unsere Leutchen zum Tanz aufspielten wie die Alten. Bei einem Gesamtmarschtag der Oberklassen im Mai vorigen Jahres gaben wir hinaus bis Leubnitz musikalisches Geleit, um dann die „Truppe“ – echt wie im Manöver – von Lockwitz heimzuholen. Hei, welch Leben kam da in die Müden Beine! Die kleinen hatten dies Jahr am 17. März „ihren“ Wandertag. Östlich vom Windberg trafen die Klassen sternförmig aus den verschiedenen Richtung zusammen. Welch ein Jubel, als sie nun bis zur Schule hinein „gespielt“ wurden! Welch ein Stolz: ihnen gehörten an dem Tage Spielmannszug und Kapelle ganz allein! Mit Hochdruck ist in den letzten zwei Jahren für den Marsch der höheren Schulen in der Ilgenkampfbahn geübt worden. Es hat geklappt, namentlich auch wieder in diesem Jahre. Dies bezeugte den Beifallsjubel von der Tribüne, vor der ausgeschwenkt wurde zum Vorbeimarsch unserer Schule vor Ehrengästen und Eltern.
Am 9. Juli nahmen wir Teil am Schulfestzug der 55. Volksschule. Und wieder recht volkstümlich hat sich die Kapelle vor kurzem in Nossen gemacht zum Herbsttreffen der V.D.A.-Jugend. Und nun Sinn all solchen Tuns? Gewiß ist Freude an diesem Teile musikalischen Schaffens und Erlebens schon an sich feinund löblich aber – wenn wir insbesondere Marschmusik mit ihrer kernigen friderizianischen Art treiben, so gilt hier in hohem Maße das: „Pro Pratia est, dum ludere videmur!“ (Fürs Vaterland ist es, während wir zu spielen scheinen.) Freiwillige Unterordnung unter einen bannenden Rhytmus, ein Stück Erlüchtigung unserer Jugend. Und so aufgefaßt, eine wertvolle Ergänzung dessen, was wir mit Leibesübungen, Marscherziehung u. a. wollen.