erstellt am: 25.10.2011
Rund um die Zwickauer Straße gibt es rechte Schmierereien. Kirche und Jugendarbeiter lassen das nicht unkommentiert.
Mehrere Fälle von rechtsgerichteten Schmierereien lassen die Plauener aufhorchen. Seit dem Sommer wurden Autos auf der Bienertstraße, ein Asia-Imbiss in der Hofmühlenstraße und die Mauer der Auferstehungskirche besprüht – auch mit Hakenkreuzen. Noch ist nicht bekannt, wer die Täter sind. Unbeachtet wollen die Plauener die Taten nicht lassen.
Wie reagieren die Plauener auf die Vorfälle?
Björn Römisch wirkt nachdenklich. Im September wurde sein Auto mit blauer Farbe beschmiert. Auf der Scheibe prangte ein Hakenkreuz. Weitere sieben Autos, zwei Geschäfte und ein Asia-Imbiss rund um die Zwickauer Straße wurden beschmiert. Am Imbiss standen sogar fremdenfeindliche Sprüche. Angst hat Björn Römisch nicht. „Seit dem 13. Februar geht man aber vorsichtiger mit dem Thema um“, sagt er. Damals zogen rechte Demonstranten durch Plauen.
Auch der Besitzer vom Asia-Imbiss hat keine Angst. Weil weitere Geschäfte im Stadtteil beschmiert wurden, denkt er nicht an einen ausländerfeindlichen Hintergrund. Vielmehr an einen Dumme-Jungen-Streich. „Bisher hatte ich keine Probleme“, sagt er. Seit 2002 hat er den Imbiss. Seinen Namen will er dennoch nicht in der Zeitung lesen.
Ist Plauen ein Schwerpunkt für rechtsextreme Aktivitäten?
Für das Landesamt für Verfassungsschutz ist Plauen kein rechtsextremer Schwerpunkt. „Treffpunkte und Strukturen sind dort nicht bekannt“, sagt Sprecher Alrik Bauer. Das Wahlergebnis der NPD liege mit 2,4 Prozent unter dem Dresden-Durchschnitt. Im Blickpunkt der Beamten sei der Stadtteil jedoch am 13. Februar gewesen. 2000 Rechtsextremisten wurden damals, von Freital kommend, von der Polizei in Plauen gestoppt. Es kam zu Auseinandersetzungen.
Was unternimmt diePolizei in Plauen?
In allen Fällen konnte die Polizei keinen Tatverdächtigen finden. Unklar bleibt, ob es sich um Jugendliche handelt, die sich einen Streich erlaubten, oder ob Rechtsextremisten in Plauen unterwegs sind. „Für uns ist Plauen kein zentraler Punkt für Rechtsextremismus“, sagt Polizei-Sprecherin Jana Ulbricht. Dennoch wissen die Polizeistreifen, dass es die Vorfälle in Plauen gab und achten auf Verdächtiges.
Welche Folgen haben die Vorfälle?
Sozialarbeiterin Claudia Döring ist alarmiert. „Ignorieren dürfen wir die Vorfälle nicht“, sagt die Chefin im Jugendtreff Plauener Bahnhof. Vor Jahren habe es dort Probleme mit rechtsgerichteten Jugendlichen gegeben. Nun hat die Einrichtung ihr Profil umgestellt, kümmert sich präventiv um Kinder bis 14 Jahre. „Seitdem ist zum Glück nichts mehr passiert“, sagt sie. Die neuen Vorfälle will sie mit anderen Sozialarbeitern diskutieren.
Ähnlich sieht das Kaja Harig von der Mobilen Jugendarbeit Süd. Sie berichtet auch von rechten Pöbeleien, die es in Plauen in letzter Zeit gab. Bei ihren täglichen Runden spiele das eine Rolle. „Wenn wir Jugendliche sehen, die der Szene zugeneigt sind, sprechen wir sie gezielt darauf an“, sagt sie. Auch Pfarrer Stephan Sawatzki bleibt nicht tatenlos. Im Juni wurde die Mauer der Kirche mit einem Hakenkreuz beschmiert. An rechte Tendenzen in Plauen glaubt er nicht. Dennoch ist das Thema in der Gemeinde präsent. Im Konfirmandenunterricht wird über die Bedeutung der Zeichen gesprochen. Zudem gab es einen Informationsabend für die Gemeinde.
Quelle: Sächsische Zeitung v. 25.10.2011